Lebensfluss
Eine Bild-Erzählung von Regina Sykora
Kunstdiplom 2010
Eine viereinhalb Meter lange Papierrolle die in der Holzschnitttechnik gearbeitet wurde.
Gedanken und Bilder fließen und wollen „ausgedruckt“ werden
Der Holzschnitt ( Xylographie) das älteste druckgraphische Vervielfältigungsverfahren, ist eine Drucktechnik, bei der ein reliefartiger hölzerner Druckstock verwendet wird, um Grafiken zu erzeugen; auch die so erzeugte einzelne Grafik wird Holzschnitt genannt. Als Ausdruck einer künstlerischen Idee wurde der Holzschnitt vor allem im 16. Jahrhundert verwendet. Albrecht Dürer verwendete ihn mit seiner negativen Umkehrung zur Steigerung der künstlerischen Wirkung in schwarzlinigen Holzschnitten.
Die im Prinzip sehr einfache Technik des Hochdrucks zählt zu den ältesten Verfahren der Menschheit, ihre Bildvorstellungen festzuhalten. Babylonier und Ägypter hatten bereits geschnittene Holzstempel in weichem Ton abgedruckt. Im Kaiserreich China kannte man im 4. Jahrhundert sogar schon die Möglichkeit, reliefartig bearbeitete Inschriftensteine mit Tusche einzufärben und auf Papier, das man dort seit dem 1. Jahrhundert herzustellen wusste, abzureiben.
Der Holzschnitt ist daher keine eigentliche Erfindung, sondern nur die Anwendung längst bekannter technischer Möglichkeiten auf einem bis dahin wenig genutzten Material. Der Weißlinienschnitt wurde vor allem im 16. Jahrhundert eingesetzt. Der Flächenschnitt wurde vor allem von französischen Künstlern des 19. Jahrhunderts verwendet. Die Zeichnung wurde meist negativ in ein großflächiges Brett geschnitten. Paul Gauguin verwendete dazu bevorzugt rohe Kistenbretter, um die Rauhigkeit und die Maserung des Holzes für den künstlerischen Ausdruck mitzuverwenden. Durch den Expressionismus und die neue Form des Umgangs hat der Holzdruck, sowohl mit der Technik als auch durch den Inhalt, eine Wiederbelebung erfahren.
"Regina Sykora geht es nicht um die Erzeugung eines Druckstockes als Vervielfältigungsmodells- sondern um das Unikat des Erzeugnisses.
Zur Herstellung des Druckstocks werden von einem glatt gehobelten Holzbrett mit Schneidemessern die nicht druckenden Teile entfernt und die erhabenen Teile danach eingefärbt und abgedruckt (Hochdruck). Der Abdruck auf Papier erfolgt durch Handabreibung mittels einer Walze. Das Bild als solches ist ein Produkt des verkehrten Denkens, von innen nach außen und seitenverkehrt. Da kann man auch den Bezug zur Kunsttherapie erkennen.
Eine andere Betrachtungsweise, ein Perspektivenwechsel lässt Neues entstehen. Durch Einbeziehung von Farbe ergeben sich weitere Gestaltungsmöglichkeiten, die zu einer klaren emotionalen Aussage zwingt, so eröffnet die Farbe oder das Weglassen dieser in ihrer psychologischen Wirkung Zugänge über das behandelte Thema hinaus.
In ihrer Farbgebung löst sich Regina Sykora vom Dargestellten, sie druckt dabei bis zu 8 Farbschichten auf das Blatt. Die Farbe wird zum reinen Stimmungsträger. Die Technik des Holzschneidens stellt hohe Anforderungen, Korrekturen sind kaum möglich.
Regina Sykora arbeitet bevorzugt im naturnahen Bereich, mit handwerklichem Bewusstsein und ernsthafter inhaltlicher Auseinandersetzung. Dennoch, durch das Zusammenwirken von Papier, Ölfarbe und Holz entsteht etwas völlig Neues, Unerwartetes, darauf muss die Künstlerin reagieren. Das ist sehr spontan und entspricht ihrem Charakter. Sie kann Raum und Zeit vergessen und sich dem Bild ganz hingeben.
Immer wieder hat sie das Gefühl ihre Hand wird geführt, sie muss nicht denken, sondern ES entsteht einfach." Birgit Bachmann
Bei dem ausgestellten Werk wurden auch Texte von Regina Sykora mit eingearbeitet.
Somit schließt sich der Kreis des ersten Buchdruckes und kann jetzt frei alles ausdrücken was im Inneren entsteht. Worte mischen sich mit Bildern, Gedanken fließen und verweilen in kleinen Inseln der Erinnerung.